Beschreibung
Als Albert Vigoleis Thelen während seiner Zeit auf Mallorca das Werk des portugiesischen Autors Teixeira de Pascoaes kennenlernte, löste es geradezu einen Erkenntnisschock in ihm aus. Hier hatte jemand das Wort ergriffen, der ihm geistig verwandt war: Ein religiöser Atheist, Visionär, Mystiker. Dieser Schock blieb nicht ohne Folgen. Thelen wurde der Übersetzer von Pascoaes, später sein Freund, in dessen Haus er von 1939 bis 1947 lebte. Während Thelens Übertragungen der Bücher über Paulus und Hieronymus 1938 bzw. 1942 in Zürich erschienen, blieb die Übersetzung des abschließenden Bandes der Trilogie ungedruckt: das große Buch über Napoleon. Teixeira de Pascoaes (1877-1952), aus ältestem portugiesischem Adel stammend, war Begründer und Wortführer der als „Portugiesische Renaissance“ bekannten Literaturbewegung, die eine nationale Erneuerung im Sinne seiner religiösen „saudade“ anstrebte. Seine poetisch-mystische innere Schau verstand er als Wahrheit, „denn die Poesie ist das Reich der Wahrheit wie die Wirklichkeit das der Wissenschaft“. So darf man sich von seinem Napoleon kein Geschichtsbuch oder eine herkömmliche Biographie erwarten. Napoleon. Spiegel des Antichrist erzählt dichterisch-bildhaft vom Leben und Sterben Napoleon Bonapartes als Schicksal Europas unter dem Doppelgestirn von Heroismus und Verzweiflung. Albert Vigoleis Thelen (1903-1989) arbeitete bei seiner Übersetzung, die 1940 fertiggestellt wurde, eng mit Teixeira de Pascoaes zusammen. „Meine Innerlichkeit ist die andere Welt, die mit Schatten belebte, die ich verehre: mein Vater, Paulus, Napoleon. Nie können wir die Lebensgeschichte eines Helden oder Heiligen schreiben, ohne daß wir seinen Herzschlag verspüren und uns der Atem seiner Brust erwärmt. Es ist, als schrieben wir die Erinnerungen unseres eigenen Lebens, denn wir versetzen uns ganz in die Ereignisse und Gestalten, die uns bewegen.“ „Das Evangelium von Antichrist ist die Befriedigung des persönlichen Stolzes.“ Teixeira de Pascoaes „Ferne von mir seien Gedanken an meine Hinterlassenschaft, zudem steht in meinem Testament eine Klausel: Alles ist nach meinem Tode ungelesen zu vernichten (…); ausgenommen des Mystikers Pascoaes Buch über Napoleon, Spiegel des Antichrist, für das kein Verleger auch nur noch einen Strich Senf übrig hat, das Butterbrot des Übersetzers zu würzen.“ A. V. Thelen, Der schwarze Herr Bahßetup
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