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Artikelnummer: 6909801733606102 Kategorie:

Beschreibung

Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik – Neuere Deutsche Literatur, , – Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Aus ‘Die Walpurgisnacht aus: Novellen und Dichtungen in 15 Bänden, Band 9, S. 63-102 ‘, erstmalig erschienen 1851. Ich befand mich fern vom Hause in Geschäften zu Prag. Es war im April. Wie angenehme Zerstreuung es auch für mich gab, konnte ich doch das Heimweh nach unserm Städtchen nicht unterdrücken, wo mein junges Weib schon sieben Wochen auf meine Heimkehr hoffte. Seit unserm Hochzeitstage waren wir nie so lange getrennt gewesen. Freilich Fanny schickte mir regelmäßig alle Wochen Briefchen zu; aber diese Zeilen voller Liebe, Verlangen und Wehmuth waren Oel ins Feuer. Ich wünschte Prag und den heiligen Nepomuk vierunddreißig Meilen nordostwärts hinter mir. Wer nicht ein liebenswürdiges Weibchen von zweiundzwanzig Jahren hat, reizend wie die Liebe, umspielt von zwei blühenden Liebesgöttern; wer in solch ein Wesen nach fünfjähriger Ehe nicht fünfhundertmal verliebter ist, als den Tag vor der Hochzeit, dem erzähle ich vergebens von meinem Heimweh. Genug, ich dankte jauchzend dem Himmel, als die Geschäfte endlich abgethan waren. Ich nahm bei den wenigen Bekannten und Freunden Abschied, und sagte dem Wirth, er solle die Rechnung geben. Andern Tags wollte ich mit der Post fort. Am Reisemorgen erschien der Wirth, gehorsamst aufzuwarten, mit zahlenreicher Rechnung; ich hatte des baaren Geldes nicht genug zur Tilgung meiner Schuld und zu Ausgaben unterwegs. Also wollte ich einen guten Wechsel versilbern. Ich griff nach der Brieftasche, und suchte sie in allen Taschen, allen Winkeln. Sie war fort. Da ward mir nicht wohl: denn ich hatte für mehr denn vierzehnhundert Thaler Papier darin, und das ist doch keine Kleinigkeit unterm Himmel. Es half mir auch nichts, daß ich die Stube umkehrte – die Brieftasche blieb verschwunden.

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